INTERVIEW aus Ausgabe Nr. 09 - NIELS NIELSEN

Unter dem Pseudonym „Cowbell Ghoul“ hat sich Niels Nielsen heimlich in die Musikwelt eingeschlichen. Der schwedische Musiker und Produzent führt ein eher ruhiges Leben – außer wenn er mit seinen Freunden von In Flames auf Tour ist. Die MP-Redaktion hat mit ihm über seine bisherigen Erfolge, kreative Prozesse und seine Arbeit hinter dem Mischpult gesprochen.

Du bist, wenn man so will, ein klassisches Multitalent: Produzent, Tourbandmitglied, Musiker, Songwriter. Wann hast du gemerkt, dass deine Zukunft in der Musik liegt?

Ich habe schon als Kind angefangen, Gitarre zu spielen – wahrscheinlich war ich sieben oder acht Jahre alt. Begeistert war ich anfangs zwar nicht, aber ich nahm Unterricht und besuchte mehrere Jahre lang die Musikschule. Meine eigentliche Leidenschaft galt jedoch dem Klavier und Synthesizern. Leider hatten wir zu Hause nichts dergleichen – abgesehen von einem kleinen Casio-Keyboard, das ich einmal zu Weihnachten bekam. Aber einige Freunde hatten solche Instrumente und meine Oma besaß eine alte Heimorgel mit ein paar Drum-Patterns und verschiedenen Sounds. Da saß ich oft stundenlang davor. Die Musik war also schon sehr früh ein fester Bestandteil meines Lebens. Auch meine Eltern haben dazu beigetragen. Sie spielten mir großartige Musik vor – Pink Floyd, Rush, Chris Rea. Und meine große Schwester öffnete mir die Tür zu härteren Klängen: Tool, Iron Maiden und andere. Mit zehn nahm sie mich mit zu Punkrock-Konzerten. Ich war fasziniert von den älteren (für mich damals sehr coolen) Jugendlichen, die eigene Bands hatten und mit 4-Spur-Kassettenrekordern aufnahmen. Für mich persönlich war aber der Heimcomputer der eigentliche Gamechanger. Um 1990 kaufte mein Vater einen PC, und als ich entdeckte, dass man mit Fast Tracker 2 eigene Musik machen konnte, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich habe Hunderte, wenn nicht Tausende von Songs mit dieser Software produziert.

Rückblickend war es einfach großartig, in den 90ern aufzuwachsen – überall gab es Bands. Ich habe Refused und The Hives live in meiner ziemlich unspektakulären Heimatstadt gesehen. Solche Bands hat es da seit 30 Jahren nicht mehr gegeben… Musik war also immer da – um mich herum. Ich fand Freunde, die dieselbe Begeisterung teilten, und wir gründeten unsere ersten Bands mit 13 oder 14. Rikard spielte später bei Ghost, ich war bei In Flames, und ein paar andere Jungs machten bei Dead Soul weiter. Wir waren also schon mit 14 eine Art Supergroup – haha!

Du hast mit vielen Künstler:innen zusammengearbeitet, sowohl als Produzent als auch als Toningenieur. Gib uns einen kleinen Einblick in deine Arbeit am Mischpult.

Ich liebe diese Arbeit. Sie kann unglaublich einfach aussehen und gleichzeitig sehr anspruchsvoll sein. Bei den Aufnahmen bin ich oft ein bisschen nervös, weil ich manchmal das Gefühl habe, nicht genau zu wissen, was ich mache. Aber meistens klappt es dann doch. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in irgendeiner Art von Aufnahmesituation verbracht – da lernt man mit der Zeit natürlich einiges dazu.

Ich hasse Stress, aber Aufnahmen sind fast immer stressig. Niemand hat ein großes Budget und oft muss alles schnell gehen – was meiner Meinung nach totaler Unsinn ist. Man braucht Zeit, um die Dinge wirklich zu erfassen. Wenn ich mit einer Produktion beginne, muss ich mich erst in das Projekt einfühlen. Gerade bei einem Album versuche ich herauszufinden, was mich daran reizt. Wie soll es klingen? Wieviel Energie soll es haben? Welche Atmosphäre soll entstehen? Welche Idee, welche Vision steckt dahinter? Manchmal ist es ein toller Moment, wenn man diesen einen Schlüssel findet, der plötzlich alles öffnet. Es kann aber auch sehr frustrierend sein. Vor allem, wenn die Band oder der Künstler nicht genau beschreiben kann, was sie oder er eigentlich will. Dann klingt alles, was ich mache, erstmal „falsch“. Aber meistens ist es nur eine Frage des Ausprobierens, der Geduld und des Mutes, es noch einmal zu versuchen. Für mich ist es sehr wichtig, herauszufinden, was der Künstler will. Dafür nehme ich mir viel Zeit. Natürlich bringe ich auch meinen eigenen Geschmack ein. Aber was ich denke, ist letztlich zweitrangig. Es geht nicht um mich. Und tatsächlich ist es oft beeindruckend, wie klar und klug viele Künstler ihre eigene Vision vor Augen haben.

Das komplette Interview findet Ihr im Heft Nr. 09