Seine Werke wirken täuschend real, episch, monumental – wie Relikte aus einer anderen Zeit. Zu seinen Auftraggebern zählen einige der bedeutendsten Bands und Künstler:innen der Musikszene. Der aus Israel stammende Künstler ELIRAN KANTOR lebt seit vielen Jahren in Berlin und hat mit uns über seine Arbeit, seine Inspirationsquellen und seine Sicht auf die Welt gesprochen.
Du bist offensichtlich ein Liebhaber der alten Künste und großer Produktionen. Woher wusstest du, dass das dein Stil sein würde?
Ich wusste es nicht. Es fällt mir sehr leicht, mit der jugendlichen Neigung in Kontakt zu bleiben, die mich als Kind dazu gebracht hat, Bilder zu malen. Ich bin ins Bett gegangen und habe am nächsten Tag weiter gemalt. Irgendwann hat mich jemand dafür bezahlt, Bilder für ihn zu machen. Und das hat sich im Wesentlichen von einem Hobby zu einer Karriere entwickelt, ohne dass ich viel im Voraus geplant hätte. Ich denke, das ist etwas, was viele Musiker und Künstler gemeinsam haben. Wir halten nicht wirklich inne und denken: „Okay, was ist hier der große Plan?“ Es ist einfach ein jugendlicher Geist, der sagt: „Weißt du was? Ich will einfach diese Sache machen, die ich wirklich mag“. Das beeinflusst meine Stilwahl. Ich sehe alles auf eine sehr primitive Art und Weise. Und wenn es jemanden an meine Einflüsse erinnert, dann wohl, weil ich in erster Linie ein Fan bin. Das spiegelt sich in allem wider, was du tust.
Dein Vor- und Nachname – sie haben sehr viel mit Musik zu tun.
Ja, „Cantor“ ist derjenige, der in der Synagoge singt.
Stimmt. Und „Eliran“ muss irgendwie „die Musik Gottes“ sein oder?
Im Prinzip ja. „Rina“ bedeutet „Lied“. Also „Eliran“ frei übersetzt „mein Gott singt“. Es ist für Außenstehende ein bisschen schwer zu erklären. Aber ja, da ich nie der spirituelle Typ war, habe ich nie wirklich darüber nachgedacht, nur wenn die Leute mich darauf ansprachen.
Hattest du jemals den Gedanken, dass deine Arbeit mit Musik vielleicht eine mystische Verbindung zu deinem Namen hat?
Ich finde Magie in allem, was mit Kunst zu tun hat. Wenn es aber um Mystik geht, dann bin ich sehr beeindruckt von jemandem, der ein Musikstück oder ein Kunstwerk schafft, das mich berührt. Ansonsten bin ich sehr analytisch oder technisch. Ich interessiere mich für die Wissenschaft und denke viel darüber nach. Ich bin beeindruckt von den Ereignissen und betrachte die Natur als etwas Magisches.
Wenn man es genau überlegt, könnte man fast meinen, dass deine Bilder in den größten Galerien der Welt hängen sollten. Sie sind so ausdrucksstark. Hättest du gedacht, dass du einmal so weit kommen würdest?
Danke. Nein, ich habe nie etwas geplant. Ich habe nie darüber nachgedacht, was ich am nächsten Tag machen werde. Im Grunde habe ich mich selbst gezwungen, rauszugehen und jeden zu kontaktieren. Ich habe nicht erwartet, dass ich in meiner Umgebung oder in meiner lokalen Szene Jobs bekomme. Hätte ich da immer auf Unterstützung gewartet, hätte ich vielleicht nur zehn Bands in meinem Portfolio gehabt.
In den ersten Jahren habe ich jedes Label, jede Band oder jeden Manager, der mit einigen meiner Lieblingsbands zu tun hatte, kontaktiert und gefragt, ob sie vielleicht auf der Suche nach Artwork sind. Und was die Galerie- und Museumsszene angeht, bin ich ein totaler Außenseiter. Obwohl ich Museen besuche und mich wirklich dafür interessiere, kann ich nur wenig dazu erzählen. Ich habe ein sehr gutes visuelles Gedächtnis und kann ein Detail wie zum Beispiel ein Teil von einem Knie oder einer Hand in einem Gemälde erkennen. Ich weiß, das ist von Goya, das ist von H. R. Giger oder von wem auch immer. Aber ich kann höchstens 20 Minuten über Salvador Dalí reden, bevor ich dazu komme, dass er ein guter Freund von Alice Cooper war. Und dann rede ich fünf Stunden lang über Alice Cooper.
Nun, die ganze Museums- und Kunstszene betrachte ich als ein Heavy-Metal-Fan, der immer noch seinen Weg dorthin sucht.
Das komplette Interview findet Ihr im Heft Nr. 09